Zur Schreibweise

 

Bei der Schreibung der Mundartbeispiele wird Wert darauf gelegt, daß sie einerseits leicht lesbar sind, andererseits jedoch die lautlichen Verhältnisse möglichst genau wiedergeben. Der leichteren Lesbarkeit willen wird von der neuhochdeutschen Orthographie ausgegangen, alle Regeln der Interpunktion, der Groß- und Kleinschreibung wurden angewendet. Daneben wurden jedoch gewisse Inkonsequenzen der standardsprachlichen Orthographie nicht übernommen. Dies betrifft zum einen die Kennzeichnung der Längen, die hier, im Gegensatz zur neuhochdeutschen Orthographie (vgl. z. B. Tor, Moor, Rohr usw.) in jedem Fall vorgenommen wird, d. h., jede Länge wird durch Doppelvokalzeichen gekennzeichnet. Nur wenn das vergleichbare neuhochdeutsche Wort die Länge durch Dehnungs-h, -ie usw. anzeigt, wird, um der leichteren Lesbarkeit willen, bei der mundartlichen Schreibung gleich verfahren, z. B. Brief 'Brief', Frihjohr 'Frühjahr', aber Riib 'Rübe', fiidere 'füttern', heewe 'heben' usw. Kürze eines Vokals wird, wenn möglich immer durch zwei folgende Konsonantenzeichen ausgedrückt, z. B.: Hosse 'Hosen', digg 'dick', fremm 'fremd', Schwewwel 'Schwefel'.
   Die Anlehnung an die standardsprachliche Orthographie sollte jedoch nicht die Eigenart des Rheinhessischen, insbesondere die häufigen Lenisierungen unterdrücken. So wurde bei st, sp, ck, kr, qu die mundartgerechtere Umschreibung durch schd, schb, gg, gr, gw gewählt, also Schdubb 'Stube', Schbegg 'Speck', waggele 'wackeln', Graiz 'Kreuz', Gwedsch 'Quetsche=Zwetschge' usw. Lediglich bei z, das eigentlich auch als ds hätte umschrieben werden müssen, wurde die Schreibung z beibehalten, weil sonst in einigen Fällen, z. B. an Silbengrenzen, an denen d und s zusammenstoßen, Unklarheiten entstanden wären. Der Buchstabe v wird je nach zugrundeliegendem Laut zugunsten von f oder w aufgelöst: Fadder 'Vater', Feeh 'Vieh' aber Waas 'Vase'. Die Verwendung von e und ä ist in der neuhochdeutschen Orthographie weitgehend etymologisch und nicht phonetisch begründet. Entgegen dieser Gewohnheit verwende ich e und ä zur Kennzeichnung von offenem und geschlossenem e und schreibe nach dem lautlichen Befund: Gens 'Gänse' aber rz 'Herz'.
   Bei Mundarteigenheiten wie der Nasalierung und dem dunklen a, die es in der Standardsprache nicht gibt, mußten eigene Zeichen eingeführt werden. Nasalierung eines Vokals oder Diphthongs wird durch ein folgendes hochgestelltes kleines n gekennzeichnet, also Zohn 'Zahn', Zehn 'Zähne', Wain 'Wein' usw. Das dunkle a wird durch das Zeichen å (in Großschreibung Å ) wiedergegeben, z. B. Sååf 'Seife', Schdåån 'Stein', Åå 'Auge', Båån 'Bein'. Außerdem wurde das zu einem Murmellaut abgeschwächte r im Gegensatz zum "normalen" r als kleines hochgestelltes r geschrieben: Ohr 'Ohr', ferliere 'verlieren', gloor 'klar'.
   Die Betonung wurde nicht eigens gekennzeichnet, sie entspricht der neuhochdeutschen Standardsprache. Bis auf bestimmte präfigierte Verben, Verben auf -ieren und einige Fremdwörter herrscht Anfangsbetonung vor. In besonderen Fällen wird die Betonung eigens angegeben. Genauere Angaben zur Aussprache sind dem Abschnitt 2.1 und der folgenden Tabelle zu entnehmen.
 

Schriftzeichen
im Mundarttext
lautliche
Entsprechung
API / IPA
Erklärung
<a>[a]a kurz, Mittelzungenvokal "hell"
<aa, ah>[a:]a lang, Mittelzungenvokal "hell"
<å>[ɐ]a kurz, Hinterzungenvokal "dunkel"
<åå>[ɐ:] a lang, Hinterzungenvokal "dunkel"
<e>[e]e geschlossen kurz
<e>[ə] Schwa (nur in unbetonter Stellung)
<ee, eh>[e:]e geschlossen lang
<ä>[ɛ]e offen kurz
<ää, äh>[ɛ:]e offen lang
<i>[ɪ] i offen kurz
<ii, ie, ih>[i:]  i geschlossen lang
<o>[o, ɔ]o geschlossen, offen nur vor r
<oo, oh>[o:] o geschlossen lang
<u>[ʊ]u offen kurz
<uu, uh>[u:]u geschlossen lang
<p>[ph]bilabialer, aspirierter, stimmloser Plosiv
<b>[b] bilabialer, stimmloser Plosiv
<t> [th]dentaler, aspirierter, stimmloser Plosiv
<d>[d]dentaler, stimmloser Plosiv
<k>[kh]gutturaler, aspirierter, stimmloser Plosiv
<g>[g]gutturaler, stimmloser Plosiv
<f>[f]labiodentaler stimmloser Frikativ
<w>[v]labiodentaler stimmhafter Frikativ
<s>[s, z]alveolarer stimmloser / stimmhafter Frikativ
<sch>[ʃ,ʆ]palato-alveolarer, stimmloser Frikativ
<ch>[ç, x]palataler, bzw. velarer stimmloser Frikativ
<j>[j]palataler, stimmhafter Frikativ
<h>[h]glottaler, stimmloser Frikativ
<m>[m]bilabialer Nasal
<n>[n] dentaler Nasal
<ng>[ŋ]velarer Nasal
<nk>[ŋg]velarer Nasal plus stimmloser Guttural
<l>[l]dental-alveolarer Lateral
<r>[r] dental-alveolarer Vibrant
<z>[ds] dental-alveolare stimmlose Affrikata
<n>[ ˜ ]Nasalierung
<r>[ə, ɐ] vokalisiertes r