Der Ortsname Gabsheim
1. Früheste Bezeugung

Gabsheim in DeutschlandGabsheim, ein Ort mit heute etwa 780 Einwohnern, liegt in Rheinhessen, etwa 20 km südlich von Mainz im Bundesland Rheinland-Pfalz. Genau genommen befindert sich in Gabsheim sogar der geographische Mittelpunkt Rheinhessens. Gabsheim gehört zur Verbandsgemeinde Wörrstadt und liegt im Landkreis Alzey-Worms.

Der Name Gabsheim, so wie er heute als amtliche Ortsnamenform vorliegt, ist das Ergebnis eines längeren sprachlichen Entwicklungsprozesses. Er soll hier und auf den folgenden Seiten näher betrachtet werden.

Um der sprachlichen Herkunft des Ortsnamens näherzukommen, ist es sinnvoll, zunächst einmal die ältesten Namensbelege ausfindig zu machen.
Lorscher Codex
Codex Laureshamensis Initiale am Anfang des Buches
Die Ersterwähnung von Gabsheim findet sich im sogenannten Codex Laureshamensis (Lorscher Codex). Dieser Codex enthält eine große Sammlung von Texten, in denen das Reichskloster Lorsch Eintragungen zur Klostergeschichte und zu seinen Besitzverhältnissen, also Urkunden über Schenkungen, Verträge usw. festgehalten hat, die sich im Laufe der Jahrhunderte angesammelt hatten.

Insgesamt finden sich in diesem Codex 3836 Urkunden auf 235 Pergamentblättern. Dieser Codex wurde um 1175 angelegt, die meisten Einträge stammen etwa aus der Zeit um 1190, es handelt sich aber dabei um Abschriften viel älterer Urkunden, für Gabsheim z. B. Schenkungsurkunden aus der Zeit zwischen 767 und 790. Insgesamt wird Gabsheim bzw. die Gabsheimer Gemarkung in diesem Codex an zehn Stellen genannt.

Der erste Beleg findet sich innerhalb einer Schenkungsurkunde aus der Regierungszeit König Pippins, wobei der Abschreiber im Datum offensichtlich einen Fehler gemacht hat, denn er gibt das 5. Jahr der Regierung Pippins an, was dem Jahr 757 entspräche, aber da war das Kloster Lorsch noch gar nicht gegründet. Die Gründung des Klosters Lorsch erfolgte erst im Jahr
764. Tatsächlich muss es sich also um das 15. Jahr, also um das Jahr 767 handeln. Später auf keinen Fall. Die Urkunde lautet folgendermaßen:

In Druckschrift transliteriert, lautet die obenstehende Urkunde folgendermaßen:
Urkunde 1443
(aus: Codex Laureshamensis. Bearbeitet und herausgegeben von Karl Glöckner, Darmstadt 1929, Band 2, S. 407)

Übersetzt lautet die Urkunde etwa so:

Schenkung Giselberts in demselben Weiler
[in den Urkunden zuvor ist ebenfalls von Gabsheim die Rede].
In Christi Namen, am 5. Mai im [1]5. Jahr des Königs Pippin. Ich, Giselbert, errichte eine wohltätige Stiftung zugunsten des Hl. Nazarius, dessen Leib im Kloster Lorsch ruht. Ich gebe ihm als Eigenbesitz für ewige Zeiten drei Morgen Land im Wormsgau, in der Gabsheimer Gemarkung ... Tag und Zeit wie oben ...
Wie schon gesagt, wird hier nicht das Dorf direkt erwähnt, sondern seine Gemarkung, die Caisbotesheimer marca. Auch in den im Codex unmittelbar vorhergehenden Urkunden vom Jahr 770 und 781 ist von der Caisbotesheimer marca die Rede. Dadurch ist natürlich vorauszusetzen, dass zu dieser Zeit selbstverständlich auch schon der Ort und der Ortsname bestand. Der Ortsname selbst wird erstmals für das Jahr 771 in zwei verschiedenen Schenkungen erwähnt. Hier schenkt in der einen Urkunde (Nr. 1439) wieder besagter Giselbert dem Kloster Lorsch vier Morgen Land und in der anderen Urkunde (Nr. 1440) ein gewisser Grimbert einen Morgen Land. In beiden Fällen lautet hier der Ortsname Caisbotesheim. Nur kurze Zeit später, um das Jahr 771/772 finden wir eine Urkunde, die den ersten Hinweis auf Weinbau in Gabsheim gibt. Sie lautet folgendermaßen:

Erster Hinweis auf Weinbau in Gabsheim im Lorscher Codex für das Jahr 771/772

Die obenstehende Urkunde in Druckschrift:

Urkunde 1446
(aus: Codex Laureshamensis. Bearbeitet und herausgegeben von Karl Glöckner, Darmstadt 1929, Band 2, S. 408)

Übersetzt lautet die Urkunde etwa so:

Schenkung Nütans in demselben Weiler.
Ich, Nütan schenke in Gottes Namen dem Hl. Nazarius, dessen Leib im Lorscher Kloster ruht, einen Weinberg im Wormsgau und zwar in Gabsheim. Der Vertragsabschluss ist hiermit in Kraft. Geschehen im Lorscher Kloster im 4. Jahr des Königs Karl.

Vergleicht man im Lorscher Codex alle Schreibungen des Ortsnamens so kommt man auf folgende Varianten (Teile in Klammern sind Auflösungen von Kürzeln): Caisbotesheim 771, Keisbotesh(eim) 774, Gesbotsheim 776, Cheisbotesheim 771/772, 790. Wie es zu diesem Namen kam, wird im nächsten Kapitel dargestellt.



© Rudolf Post, Februar 2010