Die Pfarrkirche St. Alban in Gabsheim
die Altäre


Die heutige Kirche in Gabsheim besitzt drei Altäre, den Hauptaltar im Chor, dem Hl. Alban geweiht, und zwei Seitenaltäre: den Muttergottesaltar (in historischen Quellen "Liebfrauenaltar" genannt) links und den Michaelsaltar rechts. Wie im Abschnitt zur Baubeschreibung von 1612 zu lesen ist, hatte die Kirche früher dazu noch einen Peter-und-Pauls-Altar. In historischen Quellen (HStA Darmstadt O 1 A Nr. 49/16) ist zusätzlich noch von einem Katharinen-Altar und von einem Nicolai-und-Theobaldi-Altar die Rede. Die Altarien dazu waren mit Pfründen versehen, die verschiedene Altaristen wahrnahmen.
Hauptaltar
Der Hauptaltar

Der Hauptaltar besteht heute strenggenommen aus zwei Altären, nämlich der Mensa des alten Hochaltars im hinteren Teil des Chors und dem modernen Altartisch im Vordergund, der im Gefolge der Liturgiereform des II. Vaticanums aufgestellt wurde, nach der der Priester die Messe nicht mehr mit dem Rücken zum Volk liest, sondern zum Volk hin. Vom alten Hochaltar wurde der hintere Aufbau, das Retabel, entfernt. Georg Palzer schreibt in der Gabsheimer Chronik im Jahr 1927 zu diesem Altaraufbau: "Der gegenwärtige Hochaltar ist ein kunstloses Machwerk. Der Plan dazu ist von dem Großherzoglichen Provinzialbaumeister zu Mainz entworfen; die Ausführung war dem Schreinermeister Wedekind von Mainz übertragen für 1300 Gulden. Der Altar wurde 1853 unter Pfarrer Reis errichtet."

Interessant ist an dem unteren verbliebenen Teil des alten Altars, dass für ihn ein mittelalterlicher (oder gar römerzeitlicher?) Sarkophag wiederverwendet wurde (Rest des "Seelenloches" an der Vorderseite sichbar). Auf diesem Altar steht der moderne Tabernakel (um 1978), gekrönt mit der Figur des Guten Hirten. Vorne im Altar befinden sich die Reliquien, seit dem Jahr 1879 auch eine Reliquie der Heiligen Lioba, die der Kirche von Gabsheim aus Fulda übergeben wurde.
Marienaltar
Der Marienaltar

Die beiden Nebenaltäre wurden im Stil gotischer Flügelaltäre in den Jahren 1862-1864 von Anselm Sickinger in München hergestellt. Anselm Sickinger (1807-1873) betrieb damals eine Bildhauerwerkstatt, in der für viele Kirchen Figuren und Altäre im neugotischen Stil hergestellt wurden. Einer seiner Schüler war der bekannte Künstler Franz von Lenbach. Die Altäre für Gabsheim kosteten damals 1600 Gulden. Sie ersetzten ältere Nebenaltäre, von denen einige Figuren in die neuen Altäre übernommen wurden.

In der Mitte steht Maria, die Muttergottes, auf dem Mond, mit dem Fuß auf der Schlange, gekrönt mit einem Blumenkranz (Rosen) und einem Szepter in der Rechten. Links daneben, jeweils auf Konsolen, die Heilige Katharina, erkennbar an dem zerbrochenen Rad in ihrer Rechten und rechts die Heilige Barbara, mit dem Turm in ihrer Linken. Auf den Flügeln, in Flachrelief gehalten und in einem unteren Feld beschriftet, der Apostel Johannes 
links und rechts König David mit Krone, Szepter und Harfe.

Der Evangelist Johannes trägt ein Spruchband in der Hand, mit dem Text: "Signum magnum apparuit", dem Anfangstext des Introitus zum 15. August, dem Fest Mariä Himmelfahrt, eine Stelle aus der Offenbarung des Johannes, Kap. 12, 1. In deutscher Übersetzung und vollständig heißt das: "Ein großes Zeichen erschien am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt". Der Text wird hier auf Maria bezogen.

Im Rankenwerk des Altaraufsatzes (Wimperg) steht in der Mitte ein Engel, der ebenfalls ein Spruchband hält, das im Rankenwerk unten links beginnt und sich über den Engel nach rechts unten fortsetzt. Der Text lautet: "sicut lilium inter spinas sic amica mea inter filias", zu deutsch: "Wie eine Lilie unter Dornen, so ist meine Freundin unter den Mädchen". Eine Stelle aus dem
 Hohenlied 2,1-2, die hier ebenfalls auf Maria bezogen wird.
MichaelsaltarDer Michaelsaltar

Den Mittelpunkt des Altars bildet der mit einem Diadem gekrönte Erzengel Michael, der mit einer von beiden Händen geführten Lanze einem unter Michael gelegenen Drachen in das nach oben geöffnete Maul sticht. Der Kampf Michaels mit dem Drachen findet sich in der Offenbarung des Johannes, wo es (12, 7) heißt: "Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen". Auf Konsolen zu beiden Seiten Michaels stehen links in Weiß und mit einer Kette in der linken und einem Krummstab in der rechten Hand der Heilige Leonhard und rechts der Heilige Franziskus von Assisi, der in der linken Hand ein Kreuz emporhebt. Auf dem linken Altarflügel sieht man den Hl. Petrus, der von einem Engel aus dem Gefängnis befreit wird (Apostelgeschichte 12, 6-9). Der rechte Altarflügel zeigt die Ermordung des Heiligen Bonifatius auf einer Missionsreise nach Friesland.

In der Mitte des oberen Altaraufsatzes steht, wie beim Marienaltar, ebenfalls ein Engel mit einem Spruchband und dem Text: "Salus Deo nostro, Alleluja". Zu beiden Seiten des Engels verlaufen weitere Spruchbänder mit: "constitui te principem super omnes animas suscipiendas". Diese Texte gehören zur Laudes-Antiphon zum Fest des Hl. Michael am 24. September (Breviarium Romanum) und lauten in Deutsch: "Heil unserm Gott, Alleluja!" und "ich habe dich zum Fürsten über die harrenden Seelen eingesetzt". Der Text deutet darauf hin, dass Michael in der Überlieferung als Seelenführer und Seelenwäger gesehen wird.

   Der Marienaltar zugeklappt (Mt. 16, 24-28 und Mk. 4, 2-9)

    Der Michaelsaltar zugeklappt 
(Lk. 6, 20-26 und Joh. 15, 12-18)

Die Altäre in früheren Zeiten
Schon oben wurde darauf hingewiesen, dass es in der Gabsheimer Kirche noch andere Altäre gab. In der Beschreibung von 1612 schreibt Georg Helwich, dass der Hauptaltar ein Gemälde mit folgender Inschrift trug: "Dieses Gemälde wurde im Jahre 1436 auf Mariae Verkündigung vollendet durch die Hand des Bruders Nicolaus Sublin aus dem Orden der allerseligsten Jungfrau vom Berge Carmel". Das heute verschollene Altarbild entstand also nur wenige Jahre nach der Vollendung des Chors und noch vor der Errichtung des heutigen Hauptschiffs.

Über den Altar vor 1853 schreibt Pfarrer Reis: "Der vorhandene Altar hat eine Länge von 9 Fuß, 3 Zoll. Zu beiden Seiten erheben sich im Hintergrund Säulen in fortgesetzter Länge, an jeder Seite 2 Fuß, 2½ Zoll, demnach beträgt die ganze Länge des alten Altars 13 Fuß, 8 Zoll. Auf dem Altar war ein großes Crucifix mit Statuen von Maria und Johannes angebracht." (Palzer, S. 572).

Das Aussehen des Hochaltars zwischen 1853 und 1960 ist auf alten Fotos (s. Innenraum) und auf dem nebenstehenden Modell ersichtlich, dass sich bis 2010 im Besitz von Anton Kratz, Spiesheimerweg 9, Gabsheim, befand.





Bei der Kirchenrenovierung wurde dieses Bruchstück einer Inschrift unter einem Seitenaltar gefunden
(heute im Besitz von F.-J. Senfter, Hauptstr. 5, Gabsheim)

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© Rudolf Post, August 2011

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