Die Pfarrkirche St. Alban in Gabsheim die Glocken | |
Schon
in frühen Urkunden, betreffs der Läuteordnung, ist von drei Glocken in
der Gabsheimer Kirche die Rede. Im Gabsheimer Weistum von 1579-1583 lesen wir: Item
hat die gemein gerucht das die hern zu Sanct Alban sollen die groß
glock leidenn geyn dem wetter vnd der Schütz die klein glock der
glöckner die mesglock (HStA Darmst. O1B Nr. 19, Bl. 52r). Läuteordnung im Gabsheimer Weistum von 1579-1583 (HStA Darmst. O1B Nr. 19, Bl. 52r) Erste konkrete Hinweise über die Anschaffung von Glocken haben wir aus dem Jahr 1693: Es wurden 10 Malter 3 Kümpf Korn für neue Glocken gesammelt. In der Gemeinderechnung von 1693 ist eine Teilzahlung von 18 Gulden an den Glockengießer in Mainz vermerkt,
die Gesamtkosten für das Glockengießen lassen sich sich nicht mehr
feststellen. Offensichtlich handelt es sich bei diesen Glocken um einen
Ersatz für Glocken, die in Kriegszeiten von den Franzosen requiriert
worden waren. Denn im Jahr 1722 wehren sich die Gabsheimer in einem
Schreiben an den Ortsherren Dalberg, Kosten für Reparaturen an der
Kirche zu übernehmen, weil sie schon den Kirchturm, der in
französischen Kriegszeiten abgehauen worden war, aufbauen mussten, geschweige
das waß die angeschafften Neuen Klockhen, nachdem die anderen von denen
frantzoßen abgenommen waren worden, uns vor große costen verursacht
haben ( HStA Darmst. O1A Nr. 49/14, Bl. 5r.).Nach der Gemeinde-Rechnung wurden 1726 zwei neue Glocken angeschafft. Sie wurden von dem Glockengießer Georg Christoph Roth in Mainz gegossen und hat die große Glocke 638 Pfund gewogen und das Pfund gekostet 15 alb., thut ertragen 319 fl. Die kleine Glock, so 219 Pfund gewogen, hat gekostet 27 fl, weilen dem Glockengießer die hiesige alte und zersprungene Glocke, so gewogen 218 Pfund, zum Umbgießen eingehändigt war, thut in Summa 346 fl, worauf zu Bezahlung der nach laut des accorda dem Glockengießer versprochenen Angab 150 fl zahlt l. gt. accordbrief bei Abholung der Glocken. Weiter meldet die Gemeinderechnung: Das Bildnis der hl. Mutter Gottes und St. Johannis auf die Glocken machen zu lassen, hat gekost 2 fl. - Dem Schmied zu Mainz für den Klippel in die große Glock zu machen 2 fl 25 alb. (Georg Palzer "Gabsheim in Vergangenheit und Gegenwart", S. 543). Diese beiden Glocken wurden am 14. Juni 1726 von dem Mainzer Weihbischof Edmund Gedult von Jungenfeld im Gießhaus zu Mainz geweiht, eine zu Ehren des hl. Johannes des Täufers und des hl. Adolphus, die andere zu Ehren des hl. Albanus (Adam Gottron: Beitr. z. Gesch. des Mainzer Weihbischofs Johann Edmund Gedult von Jungenfeld (1652-1727) In: Arch. f. mittelrhein. Kirchengesch. 9. 1957, S. 104). Dem Weihbischof wurden für seine Bemühung gegeben: Eier und Butter für 1 fl, 19 alb., ferner 2 Welsche Hühner à 28 alb. = 1 fl 26 alb. Für Glockenweihe an die Assistenten 3 fl 5 alb. Beim Abholen der Glocken mußten an den Schornsheimer Zöllner 1 fl 6 alb. bezahlt werden. Dass die erste Glocke neben dem Hl. Johannes dem Täufer noch den Patron Adolphus führt, liegt daran, dass ein Verwandter des Ortsherrn, nämlich Adolph von Dalberg, seinerzeit Fürstabt von Fulda, auf ein Bittgesuch der Gabsheimer hin, zur Glockenbeschaffung 150 Gulden gegeben hatte. In den Jahren 1804/05 (An 13) wurden wiederum zwei neue Glocken gegossen. Die große Glocke wurde (zum Umgießen?) von Gehard Schmitt nach Mainz gefahren. 1806 wird eine neue Glocke angeschafft; die Kosten werden meist aus freiwilligen Beiträgen bestritten; die Gemeindekasse gibt 44 Francs, 31 Centimes dazu. Scholles Grode berichtete an den Praefecten des Departements Donnersberg in Mainz, daß die Gemeindeglock gänzlich zersprungen und für 112 fl, 42 Kr. umgegossen worden sei. Diese Summe sei bis auf 20 fl, 34 Kr. (=44 Francs, 31 Centimes) durch freiwillige Beiträge aufgebracht worden. Der Praefect möge ihn autorisieren, die 44 Francs, 31 Centimes aus der Gemeindekasse zu zahlen. (Georg Palzer "Gabsheim in Vergangenheit und Gegenwart", S. 543). Zu der Instandsetzung des Kirchturms 1864 wurde für Gabsheim ein neues Geläut angeschafft, das im Wesentlichen dem heutigen entspricht. Das Holz des alten hölzernen Glockenstuhls wurde versteigert (LA Speyer H 51, 803). Diese drei Glocken wurden von Andreas Hamm in Frankenthal gegossen und hatten ein Gesamtgewicht von 3911 Pfund (Bernhard H. Bonkhoff: Die pfälzische Glockengusskunst. Zweibrücken 1992, S. 162). Die Weihe nahm Dekan Motz, Pfarrer von Nieder-Saulheim, am 15. Dezember 1864 vor. Nach den Ermittlungen von Herrn Günter Schneider, Glockensachverständiger des Bistums Mainz, lassen sich aus dem Gesamtgewicht und der Rippentabelle der Gießerei Hamm für diese drei Glocken folgende Daten erschließen: (1) Alban, Ton es¹, Ø 1,258 m, Gewicht ca. 1000 kg (2) Maria, Ton ges¹ Ø 1,058 m, Gewicht ca. 600 kg (3) Michael, Ton as¹ Ø 0,942 m, Gewicht ca. 400 kg Eine Glocke des alten Geläuts wurde 1865/66 nach Undenheim verkauft. Sie wog 237 Pfund und kostete 189 Gulden 36 Kreuzer (LA Speyer H51, Nr. 803). Sie hat die Inschrift: 1804 goß mich Josephus Zechbauer in Mainz vor die Gemeinde Gabsheim. Sie trug als Schmuck die Mutter-Gottes mit dem Jesuskinde. (Karl Johann Brilmayer: "Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart", Gießen 1905, S. 436). | |
Abnahme der Albans- u. Mutterottesglocke 1942 | Im
ersten Weltkrieg wurden die Muttergottes-, die
Michaelsglocke sowie ein kleines zersprungenes Glöckchen, letzteres
wohl das 1806 gegossene Gemeinde-Glöckchen abgenommen und für
"kriegswichtige" Belange
eingeschmolzen. Eigentlich hätte die große St. Albans-Glocke und
die mittlere Muttergottesglocke genommen werden solllen, doch der
Pfarrer ließ nur die beiden kleineren Glocken abnehmen, was ihm
behördliche Schwierigkeiten einbrachte, die aber mit dem Ende des
Krieges obsolet waren. Für 1060 Kilo abgeliefertes
Glockengut vergütete der Staat damals 4180 Mark. Als es sich nach
dem Krieg um die Neubeschaffung von Glocken handelte, war dies Geld
aber entwertet. 1924 wurden die beiden im Ersten Weltkrieg abgenommenen Glocken wieder ersetzt. Sie wurden in Apolda von der Firma Schilling gegossen. Doch allzu lange hingen sie nicht im Turm, denn auch im Zweiten Weltkrieg, am 23. März 1942 wurden wieder zwei Glocken heruntergeholt. Diesmal traf es die Albansglocke von 1864 und die Muttergottesglocke von 1924. Die kleinere Michaelsglocke durfte bleiben. Nach dem Zweiten Weltkrieg musste wieder ein neues Geläut angeschafft werden. Es wurde 1954 von der Firma Lotter, Würzburg, gegossen. Am 2. Mai 1954 wurden dann die Glocken in Gabsheim feierlich in Empfang genommen und geweiht. Doch mit diesem Geläut hatte die Kirchengemeinde wenig Glück, denn die Glocken waren unbrauchbar ("Kaltguss") und mussten wieder vom Turm genommen und eingeschmolzen werden, zudem hatte die Firma Lotter Bankrott gemacht, so dass von da kein Ersatz möglich war. So musste bei einer anderen Glockengießerei ein neues Geläut in Auftrag gegeben werden. Dieses wurde am 14. Juni von der Firma Schilling in Heidelberg gegossen und dort auch am 28. Juni geweiht. Am 3. August 1957 war dann der feierliche Glockenempfang in Gabsheim. Am 9. August wurden die Glocken mit einem ersten Läuten in Betrieb genommen. Seitdem hängen sie in der Glockenstube des Gabsheimer Kirchturms. |
St. Michael mit dem Drachen auf seiner Glocke | Bewußt
hat man die Glocken denselben Heiligen geweiht wie schon bei dem Geläut
von 1865. Auch die Widmungstexte auf den Glocken hat man weitgehend so
belassen, wie sie auf den früheren Glocken waren. Somit stellen sich
die Gabsheimer Glocken heute so dar: (1) St. Albanusglocke (1324 kg – es¹) – mit dem Bild des Hl. Albanus (s. Kirchenpatron) und folgender Inschrift: Oben: Gloria in excelsis Deo (Ehre sei Gott in der Höhe). Unten: Deum vero laudo, / ad Deum plebem voco, / Dei festa honoro. (Den wahren Gott lobe ich, das Volk Gottes rufe ich, die Feste des Herrn verherrliche ich). (2) die Mutter-Gottes-Glocke – (758 kg – ges¹) – mit dem Bild der Mutter Gottes und der Inschrift oben: Ave Maria voco, / Caro factum sono. / Jesu gratias ago. (Gegrüßet seist du Maria rufe ich, Und das Wort ist Fleisch geworden verkünde ich, Jesus dafür danke ich). (3) die St. Michaels-Glocke (582 kg – as¹), - mit dem Bild des Heiligen Michael mit dem Drachen und folgender Inschrift: Animarum poenas ploro, / Pater noster oro, / Ex ore leonis libero. (Der Abgestorbenen Leiden beweine ich, das Vater unser für sie bete ich, aus des Bösen Rachen befreie ich). Ganz unten am Rand der Glocken besagt eine Inschrift, dass sie von der Firma Schilling für die Kirche in Gabsheim im Jahr 1957 gegossen wurden. |
Die Muttergottesglocke von unten | Blick in den Glockenstuhl (v.l.n.r.): St. Michael, St. Alban, Sta. Maria |
Empfang der neuen Glocken im Mai 1954 Diese Glocken, im Jahr 1954 von der Fa. Lotter in Heidelberg gegossen, waren aber wegen Kaltguss kurze Zeit darauf unbrauchbar und mussten wieder vom Turm abgenommen werden. Gabsheimer Kinder posieren vor einer der neuen Glocken | |
Glockenvorstellung am 2. Mai 1954 mit Musikverein. Auf dem von Pferden gezogenen Wagen steht die Muttergottesglocke. Neben Pfarrer Rainfurth der damalige Bürgermeister Peter Illy. | |
Die Vorstellung der neuen Glocken am 3. August 1957, die als Ersatz für die unbrauchbaren Glocken im Jahr 1957 gegossen wurden und die bis heute im Turm der Gabsheimer Kirche hängen. Pfarrer Rainfurth hält vor den drei neuen Glocken am Platz der alten Schmiede eine Ansprache. Rechts am Bildrand: der damalige Bürgermeister Anton Kratz. Dank an: Kurt Kratz, Hadergasse, Gabsheim und Hans Klaus Michel, Am Eichbaum, Gabsheim für das Überlassen von SW-Fotos. | |